Masterprojekt: Città Rossa

Sommersemester 23 / Lea Kläsle & Lara Sieß

stadt – vielfalt – gemeinschaft

Eine Analyse des Stadtgebiets nahe der Schmugglerbucht in Konstanz hatte ergeben, dass die dortige Bewohnerschaft hauptsächlich aus älteren Personen und Einpersonenhaushalten der gehobenen Einkommensklasse besteht und keinerlei städtische Infrastruktur zur Verfügung steht. Daraus ergibt sich die Chance, einen Ort zu schaffen, der dem Stadtteil alles gibt, was bisher fehlt. Dies bedeutet zum einen, Wohnraum zu schaffen für Menschen, die in diesem Stadtteil bisher nicht vertreten sind, da die soziale Durchmischung essenziell für eine funktionierende Gemeinschaft ist. Aber auch die bereits ansässige Bevölkerung soll einen Platz finden, was durch das öffentliche Angebot in der roten Stadt erzielt wird. Stadt bedeutet hier in erster Linie Raum. Ein Raum für Begegnung, ein Raum, in dem wichtige Bausteine wie Kultur und Bildung verankert sind, wo Menschen Raum zum Arbeiten, aber auch »Freiraum« haben. Anders als in gewachsenen Städten, gibt es in dieser Stadt nicht mehrere Zentren, sondern den einen Ort für alle.

der städtebau

Das Grundstück wurde zunächst als Gesamtheit betrachtet und im Anschluss wichtige Achsen der bestehenden Bebauungsstruktur aufgegriffen, um die Hauptwege und Plätze des Quartiers zu definieren. Im nächsten Schritt wurde die Megastruktur über dem Sockelgeschoss weiter aufgelöst und nimmt hierbei die Struktur der Reihenbebauung auf der linken und der Rosenau auf der rechten Seite auf. Hierdurch ergibt sich eine städtebauliche Figur mit zwei Ebenen, die zwischen der großbaulichen Struktur der Città Rossa und dem bestehenden Stadtteil vermittelt. In der Megastruktur auf Terrainniveau befinden sich die öffentlichen Nutzungen wie Versorgung, Gastro und das hier bereits angesiedelte Tennis, auf der oberen Plattform die Wohnungsbaustruktur. Um die Stadt trotzdem zu einer werden zu lassen, verbinden große Freitreppen die beiden Plattformen. Öffentliche Türme, die städtebaulich so verortet sind, dass sie immer an den Eintrittspunkten in die Stadt liegen und sich mit einem Vorplatz zu den verschiedenen Seiten des Ankommens öffnen, bilden wichtige Pfeiler der Stadt.

ein rundgang

Wir betreten die Stadt von Norden über den Hilde-Weström-Platz. Hier verortet sich die Information, die den Besuchenden bei der Orientierung durchs Areal hilft. Dem gegenüber liegt ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer Stadt: Das Tennis. Dieses liegt immer gegenüber einer öffentlichen Nutzung, die die Stadtstraße belebt. Die städtebaulich wichtigen Punkte des Quartiers werden jeweils von den öffentlichen Türmen bespielt. So befindet sich an der Ecke Eileen-Grey-Straße und Lina-Bo-Bardi-Weg der Kulturturm, der von wechselnden Veranstaltungen wie beispielsweise Theater, Kino, Konzert usw. bespielt werden kann. Auf dem Stadtplatz verortet sich zusätzlich noch das Gastronomiezentrum. Die Stadtkante zum See hin wird markiert durch den Bildungsturm. Jede öffentliche Nutzung auf dem Areal ist nur einmal vertreten, was die Begegnung und den Austausch der Nutzenden stärkt. Die öffentlichen Türme bilden mit ihren angrenzenden Freitreppen die Verbindung der Stadt- und Wohnebene. Oben angekommen führen Erdgeschossdurchgänge die Bewohnenden zu ihren Häusern. Diese sind immer an den äußeren Rändern gelegen, um den Bezug zu der angrenzenden Siedlung herzustellen.

das wohnen

Vier unterschiedliche Wohnformen sind so ausgearbeitet, dass sie eine Vielzahl an Möglichkeiten der Bewohnerschaft und der Nutzung zulassen. Unterschiedliche Wohnkonzepte und zukünftige Fragestellungen wurden hierbei in die Konzeption aufgenommen. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich das Leben aus den eigenen vier Wänden in die größere Gemeinschaft verlagert, da zukünftige Herausforderungen nur im gesellschaftlichen Kollektiv angegangen werden können. Die Vielzahl an unterschiedlichen Wohnformen, öffentlichen Nutzungen und Räumen der Begegnung der roten Stadt bieten diese Möglichkeit und die gemeinsame Farbe lässt diese Vielfalt zu einer Einheit werden. Als Reaktion auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einer Bewohnerschaft findet sich in der roten Stadt neben Micro-living, Collective Housing, Office Homes auch das klassische Town House. Während das Micro Living sich durch ein minimalistisches Raumkonzept auszeichnet, ermöglichen die Office Homes eine optimale Symbiose von Wohnen und Arbeiten. Das Town House deckt das Bedürfnis nach klassischem Wohnen und das Collective Housing das Bedürfnis nach maximaler Gemeinschaft.